Geschlechtergleichheit
im Schneckentempo: Die Anzahl der Frauen in mittleren und gehobenen
Managementpositionen hat sich in den letzten 20 Jahren zwar erhöht, dennoch
sind Frauen in Managementpositionen unterrepräsentiert – eine wenig
überraschende Aussage, die in der neuen Studie „Women in Business and
Management: Gaining Momentum“ von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)
zu finden ist.
Interessant ist aber der Blick über den Tellerrand in andere
Länder und vor allem die Aussage von Deborah France- Massin, Direktorin der ILO-Abteilung
für Unternehmensaktivitäten: „Unsere Forschung beweist, dass der steigende
Anteil von Frauen im Arbeitsmarkt der stärkste Antrieb für weltweites Wachstum
und Wettbewerbsfähigkeit ist“.
Zahlreiche Studien
zeigten ebenfalls den positiven Zusammenhang von Frauenbeteiligung in
Top-Entscheidungsteams und Geschäftserfolg. Aber es sei noch einen langer Weg
bis zur Geschlechtergleichheit am Arbeitsplatz, besonders wenn man die
Top-Managementpositionen betrachte. Nur knapp 5 % des globalen Führungspersonals
der weltgrößten Unternehmen sind Frauen. Und: Je größer das Unternehmen, umso
weniger wahrscheinlich ist es, dass in der obersten Führungsriege eine Frau zu
finden ist.
Blick über den Tellerrand – wie sieht’s in anderen Ländern aus?
Eine weltweite
Umfrage, die in der Studie zitiert wird, zeigt, dass in Norwegen die weltweit
höchste Zahl von Unternehmen (13,3 %) zu finden ist, in der eine Frau den
Vorstandsposten besetzt, gefolgt von der Türkei mit 11,1 %.
„Es ist für Frauen
entscheidend, in strategisch wichtige Managementpositionen zu gelangen, die
einen Pool von potentiellen Kandidatinnen für Topjobs als Geschäftsführerin
oder Führungspersonal für die Unternehmensspitze bereitstellen“, so
France-Massin. „Dennoch existieren immer noch ‚gläserne Wände‘, weil sich
Frauen auf bestimmten Managementbereiche wie Personalentwicklung, Kommunikation
und Verwaltung konzentrieren“.
Mehr Frauen für die nationale Entwicklung
Nach der Studie hat
sich in 80 von 108 Ländern, für die Daten zu Verfügung standen, der Anteil von
Managerinnen in den vergangenen 20 Jahren erhöht. Frauen sind aber häufiger in
kleinen oder mittleren Unternehmen (KMU) zu finden, führen oder besitzen heute
immerhin 30 % aller Geschäftsbetriebe. Mehr Frauen im Geschäftsleben zu haben
sei nicht nur entscheidend für Wachstum und Geschlechtergleichheit, sondern
auch für die nationale Entwicklung, so der Bericht.
Deutschland auf Platz 55
Laut dem Bericht hat
Jamaica den höchsten Anteil von Managerinnen, mit 59,3 %; im Jemen hingegen ist
der Anteil mit 2,1 % am geringsten. Die USA liegen auf Platz 15 auf der Liste
von 158 Ländern mit 42,7 % weiblichen Managern, Großbritannien liegt auf dem
41. Platz und die Russische Föderation mit 39,1 % auf dem 25. Platz.
Deutschland erreicht mit 31,1 % nur den 55. Rang. Auf Platz 26 liegt Ghana mit
39 %, gefolgt von Botswana auf dem 28. Rang (38,6 %). In Asien belegen die
Philippinen mit 47,6 % Platz vier. Die Mongolei erreicht mit 41,9 % den 17.
Rang.
„Wenn wir nichts
unternehmen, brauchen wir 100 bis 200 Jahre, um Gleichheit im Topmanagement zu
erreichen. Es ist Zeit, die gläserne Decke zu zerschlagen, um umstrittene
verpflichtende Quoten zu vermeiden, die nicht immer notwendig oder effektiv
sind. Frauen in Top-Positionen sind einfach gut fürs Geschäft“, so
France-Massin.
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