Donnerstag, 24. April 2014

Top-Managerinnen und die Drehtür

Den berüchtigten Drehtür-Effekt im Management - die schnelle Besetzung eines Postens und dessen ebenso schneller Verlust - haben Frauen in den Vorständen der 30 Großkonzerne im Deutschen Aktien-Index Dax in den vergangenen Jahren besonders empfindlich zu spüren bekommen.
Ende vergangenen Jahres gab es gerade zwölf Frauen in diesen renommierten Vorständen - ein Mini-Anteil von 6,3 Prozent, der im Vergleich zum Vorjahr auch noch um 1,5 Prozent zurückgegangen war. Vier Frauen schieden im vergangenen Jahr aus den Vorständen aus, nur eine kam neu hinzu.
Kommentar von Elke Holst, die beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin für den Bereich "Gender Studies", also die Geschlechterforschung, verantwortlich ist: "Der Rückgang signalisiert, dass mehr Frauen in Führungspositionen, insbesondere in Spitzenpositionen, kein Selbstläufer sind."
Gerade kamen zwei weitere Abschiede hinzu: Die Personalvorstände Marion Schick bei der Deutschen Telekom und Elke Strathmann beim Autozulieferer Continental. In kurzer Zeit schieden damit insgesamt sieben Vorstands-Damen aus den Dax-Konzernen aus - die meisten nach nur kurzer Verweildauer. "In den vergangenen Jahren wurden sehr viele Frauen in Dax-Vorstände berufen. Ich bin von Anfang an davon ausgegangen, dass etwa die Hälfte schnell wieder ausscheidet", meinte dazu Heiner Thorborg, der als sogenannter Headhunter auf die Besetzung von Top-Positionen in Großunternehmen spezialisiert ist.
Erst Ende des vergangenen Jahrzehnts begann die Frauen-Ära in den Dax-Konzernen richtig - nicht gerade freiwillig, wie die DIW-Forscherin Holst vermutet, sondern vor allem durch den öffentlichen Druck, die politische Drohung mit einer Frauenquote für die entscheidenden Unternehmens-Gremien.
Als die Schweizerin Barbara Kux am 17. November 2008 ihren Posten als Einkaufs-Chefin bei Siemens antrat, schrieb sie angeblich Wirtschaftsgeschichte. Sie war die erste Frau im Zentralvorstand des mehr als 160 Jahre alten Konzerns. Doch ihr Kapitel deutscher Wirtschaftsgeschichte blieb nur kurz. Ende vergangenen Jahres schied sie aus. Kurz zuvor war auch der Vertrag von Personal-Vorstand Brigitte Ederer vorzeitig aufgelöst worden. In dem Siemens-Gremium sind die Männer (vorerst?) wieder unter sich.
Ähnlich erging es anderen Karriere-Frauen. Angelika Dammann, Personal-Managerin beim Walldorfer Software-Giganten SAP, musste den Konzern nach nur einem Jahr verlassen. Ihre Nachfolgerin Luisa Deplazes Delgado hielt sich gerade neun Monate auf dem Posten. Im vergangenen Jahr schied Regine Stachelhaus als Personal-Vorstand beim Energiekonzern E.ON aus - und jetzt traf es die Personal-Chefinnen der Telekom und von Continental.

Quelle: http://www.moz.de


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