Donnerstag, 6. November 2014

Quote in Aufsichtsräten: Grüne beklagen "Foulspiel gegen Frauen"

Die Union bremst bei der Frauenquote. Mit einem wütenden Brief haben sich Grünen-Abgeordnete unter Führung von Renate Künast jetzt an ihre Kolleginnen aus CDU und CSU gewandt.

Grünen-Politikerin Künast im Streit um die Frauenquote: "Unfassbare Äußerungen"

Berlin - Bei der Umsetzung einer verbindlichen Frauenquote für die deutsche Wirtschaft hakt es. Abschließende Beratungen des Gesetzesentwurfs von Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) im Kabinett sind zuletzt immer vertagt worden. Führende Unionspolitiker hatten Zweifel an dem im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Vorhaben geäußert.
Mit einem zornigen offenen Brief appellieren deshalb jetzt die Grünen-Abgeordneten Renate Künast, Katja Dörner und Ulle Schauws an ihre Kolleginnen aus der Union. "Wir wenden uns heute an Sie, weil wir der Überzeugung sind, dass die Quote für die Aufsichtsräte endlich kommen muss. Derzeitige Äußerungen von Abgeordneten der Union sind für uns in diesem Zusammenhang unfassbar", heißt es in dem Schreiben, das SPIEGEL ONLINE vorliegt. Der Brief geht an die "Gruppe der Frauen", einen Zusammenschluss weiblicher Abgeordneter aus der Unionsfraktion.

Ex-Fraktionschefin Künast, die aktuelle Vize-Vorsitzende Dörner und die Frauenpolitikerin Schauws werfen Unionspolitikern ein "Foulspiel gegenüber den Frauen" vor. Die jüngste Diskussion über die Frauenquote werde mit "Argumenten aus der ältesten, von Vorurteilen beladenen Mottenkiste" geführt.

Die Schreiberinnen erinnern in dem Brief zudem an die "Berliner Erklärung", eine überparteiliche Petition für die Einführung einer verbindlichen Frauenquote für Aufsichtsräte großer Unternehmen. Auch zahlreiche Unionspolitikerinnen hatten die Erklärung im Jahr 2011 unterzeichnet. "Wo sind die Frauen der Union, die sich für die Quote stark machen und an ihre Kollegen und auch ihre Kolleginnen appellieren?", fragen die Absenderinnen jetzt in ihrem Schreiben.

Frauenquote auf dem Prüfstand

Die Grünen hatten unter Führung ihrer damaligen Fraktionschefin Künast sogar eine 40-Prozent-Quote für Aufsichtsräte gefordert. Umso verwunderter äußern sich die Politikerinnen über die wachsenden Vorbehalte an dem bereits deutlich abgespeckten Quotenvorhaben. Dass bereits "dieses Quötchen auf derartigen Widerstand stößt, überrascht uns doch sehr. Wir glauben, dass unsere Gesellschaft längst weiter ist."

Ende des vergangenenMonats hatten Vertreter aus der Union wegen der lahmenden Konjunktur gefordert, die Quote auf den Prüfstand zu stellen. So sagte CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt, Union und SPD sollten überlegen, "ob wir alles, was im Koalitionsvertrag noch vereinbart ist, wirklich so ganz schnell umsetzen". Sie verwies ausdrücklich auf die Frauenquote. Zu prüfen sei, ob manche Projekte bis zu einer stabileren Wirtschaftsentwicklung "ein bisschen ruhen" könnten, so Hasselfeldt.

Der Gesetzesentwurf von Familienministerin Schwesig sei nicht für eine Zustimmung geeignet, hatte in der vergangenen Woche der parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Max Straubinger, erklärt.

Die schwarz-rote Koalition will nach bisherigen Plänen ab dem Jahr 2016 eine Geschlechterquote von mindestens 30 Prozent für Aufsichtsräte von Unternehmen vorschreiben, die börsennotiert und voll mitbestimmungspflichtig sind.

Quelle: Spiegel.de



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