Donnerstag, 6. März 2014

Frauen und die Deutsche Bank „Wir bleiben dran“

Paul Achleitner, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, bleibt den Ankündigungen prominenter Spitzenkräfte des Hauses treu: Frauen sollen in Spitzenpositionen kommen. Von allein ändern wird sich das nicht.

Der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Paul Achleitner, eröffnet die „Woman in European Business“-Konferenz, eine internationale Wirtschaftskonferenz für führende Managerinnen und Unternehmerinnen aus ganz Europa.Quelle: Pressefoto Deutsche Bank



Düsseldorf: Der März scheint ein besonders guter Monat, um über Frauenfragen zu diskutieren. Während überall auf der Welt am 8. März der Internationale Frauentag zelebriert wird, um auf die Ungleichbehandlung von Frauen aufmerksam zu machen, thematisiert der Equal Pay Day am 21. März das Problem, dassFrauen immer noch deutlich weniger verdienen als Männer. Und auch die Deutsche Bank schreibt sich mit der „Women in European Business (WEB) Conference“ Jahr für Jahr ein Event für Frauen auf die Agenda, das am Dienstag zum 15. Mal stattgefunden hat.
Doch im Konferenzsaal des Frankfurter Marriott Hotels, der ein wenig klischeehaft in pinkfarbenes Licht getaucht war, sollte es nicht um Frauenquoten und Chancengleichheit, sondern um knallharte Wirtschaftsthemen gehen. „Spurwechsel – den Wirtschaftswandel als Chance verstehen“, lautete das Thema, über das 270 Unternehmerinnen diskutierten. Aus der weiblichen Perspektive wurde einen halben Tag lang darüber nachgedacht, welche Wege die europäische Wirtschaft nach den Umbrüchen der vergangenen Jahre einschlagen kann und einschlagen muss.
Dennoch kam Aufsichtsratschef Paul Achleitner bei seiner Eröffnungsrede nicht drum herum, zum Thema Frauen im Vorstand – einem gesellschaftspolitischen Dauerbrenner – Stellung zu beziehen. Schließlich gibt es da noch das bislang uneingelöste Versprechen von Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen, vor seinem Ausscheiden eine Frau in den erweiterten Vorstand (GEC) von Deutschlands größtem Geldhaus zu holen. „Ich werde nicht in den Ruhestand gehen, bevor wir nicht eine Frau im Vorstand haben - wozu ich auch das Group Executive Committee zähle“, betonte Fitschen vor zwei Jahren auf der 13. WEB-Konferenz.
Doch die Realität sieht bei der Deutschen Bank noch immer recht ernüchternd aus, während andere Dax-Konzerne inzwischen um die feministischste Führungsspitze wetteifern. Seit Jahren stagniert in Frankfurt der Frauenanteil im Vorstand – bei null Prozent. „Wir bleiben dran“, sagte Achleitner am Ende seiner Rede dazu, ohne jedoch Genaueres zu verraten. Da gibt es offensichtlich noch Nachholbedarf bis zum Jahr 2017 – dann endet der Vertrag von Jürgen Fitschen. Das gilt im Übrigen auch für die anderen großen Banken hierzulande, deren Frauenanteil im Vorstand ebenfalls bei unrühmlichen null Prozentpunkten liegt: Commerzbank, HVB/Unicredit Bank und DZ Bank.
Immerhin sind im Aufsichtsrat des Frankfurter Instituts inzwischen sieben von 20 Kontrolleuren weiblich. Und auch Gerlinde Siebert, Managing Director bei der Deutschen Bank, die durch die englischsprachige Veranstaltung führte, betonte, dass der Anteil der Frauen auf mittleren und oberen Managementebenen kontinuierlich steige.
Das unvergessene Ackermann-Zitat zur Frauenquote
Unvergessen bleibt ein Satz aus dem Jahr 2011, mit dem der damalige Bankboss Josef Ackermann für reichlich Aufregung sorgte, als er vor einer laufenden Kamera gefragt wurde, wie er es mit der Frauenquote hält. Die Antwort: Leider sei es bisher nicht gelungen, eine Frau für das Group Executive Committee zu finden, also die Ebene unter dem Vorstand. „Aber ich hoffe, dass das irgendwann dann farbiger sein wird und schöner auch.“
Auch der ehemalige Aufsichtsratschef Clemens Börsig gab sich vor einigen Jahren die Blöße, als er auf der WEB-Conference den versammelten Frauen riet, sich in ihrem Karrierestreben nicht nur vertikal, sondern auch „horizontal“ zu orientieren. Statt zu applaudieren, haben die Teilnehmerinnen damals lauthals gelacht. Paul Achleitner hat indes seine 15 Minuten auf der Bühne ohne Patzer überstanden und die diesjährige WEB-Konferenz ganz souverän eröffnet.
Und welche Wege muss nun die europäische Wirtschaft nach den Umbrüchen der vergangenen Jahre einschlagen? Neun von zehn Managerinnen, die im Rahmen der Veranstaltung von der Deutschen Bank befragt wurden, glauben, dass Unternehmen ihre Geschäftsmodelle neu erfinden müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben; in einer Zeit, in der sich Europas Wirtschaft einem verschärften globalen Wettbewerb und einem rasanten technologischen Wandel ausgesetzt sieht. „Alles was sich digitalisieren lässt, wird digitalisiert“, bemerkte Paul Achleitner am Rande der Konferenz. Eine der Ursachen sehen 83 Prozent der Unternehmerinnen im zunehmenden Wettbewerb aus Schwellenländern.
Auch erwarten 69 Prozent der Unternehmerinnen, dass zusätzliche Regulierung für die Unternehmen hohe Kosten nach sich ziehen wird und sie deshalb Innovationen zurückstellen – wenngleich 28 Prozent den Ruf nach mehr Regulierung und Kontrolle für richtig halten. Insgesamt knapp zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) sind der Ansicht, dass Unternehmen in Europa gut positioniert sind, um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu agieren.
Überzeugende Antworten auf die Frage, wie Unternehmen ihre Geschäftsmodelle zukunftssicher gestalten können, lieferte Jonas Ridderstråle, den die Deutsche Bank zur Konferenz eingeladen hatte. Der Schwede ist einer der einflussreichsten Management-Gurus der Welt und vertritt die These, dass vor allem Talente und Teamarbeit die Schlüssel zum geschäftlichen Erfolg sind. Unerlässlich sei aber auch Veränderung in Unternehmen, wenn man in Zukunft Erfolg haben will. Dem stimmte auch der norwegische Unternehmer und Autor Anders Indset zu. Man müsse sich nur den US-Sportgiganten Nike anschauen. Indset: „Nike ist kein Schuhproduzent mehr, es ist ein Gesundheitsunternehmen. Konzerne müssen wandelbar sein.“
Anders und Ridderstråle diskutierten im Anschluss mit Simone Menne, Finanzvorstand der Lufthansa, und Elke Strathmann, Vorstandsmitglied beim Autozulieferer Continental. Strahtmann sagte etwa, sie habe gedacht, es sei kein großes Ding als Frau in den Vorstand des Konzerns einzuziehen: „Ich habe das unterschätzt.“

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